Das Potenzial der Bewegung und Animation innerhalb des Corporate Designs wurde noch nicht von allen Unternehmen erkannt, auch wenn es einige erwähnenswerte Positivbeispiele gibt.

Über kurz oder lang wird es unabdingbar sein, die Kraft der Bewegung zum Zwecke der Kommunikation einzusetzen. Wer seine Marke einem größeren Publikum auf immer mehr Geräten so zugänglich wie möglich machen möchte, wird dies nur erreichen, wenn Motion Design von Beginn an ein elementarer Bestandteil des Designprozesses ist.

Seit der Erfindung des Logos fand eine stete Evolution der Corporate Identity statt. Abseits des Corporate Design, wie Logo, Typografie, Farben und Layout, wurde bald die Notwendigkeit erkannt, die Unternehmenskultur auf andere Bereiche auszudehnen. Dazu gehören Corporate Behavior ,Corporate Communication und Corporate Language, also wie sich das Unternehmen verhält, wie es sich nach außen präsentiert, welche Worte es verwendet und wie es kommuniziert.

Allerdings haben bei dieser Entwicklung, wie ich finde, zu viele Unternehmen ein verstecktes Potenzial in ihrem Design übersehen. Design muss nicht starr sein. Damit ist nicht das Aufbrechen des eigenen ausgetüftelten Systems gemeint, sondern die fehlende Bewegung innerhalb des Systems. Ein Logo kann animiert sein, ein Layout kann sich bewegen, es können völlig neue Elemente in das System eingeführt werden – mit dem einzigen Zweck sich zu bewegen. Das Gleiche gilt für Elemente innerhalb der Produkte dieser Unternehmen.

Wer jetzt aber meint, Animationen nur um der Bewegung willen einzuführen, wird scheitern. Das abstrakte Element der Bewegung kann bei guter Umsetzung ungeahnte Möglichkeiten bieten: abstrakte Sachverhalte zu kommunizieren, die anders schwer zu vermitteln wären. Das menschliche Gehirn erkennt die Bewegung und verbindet diese mit einem Katalog aus Erinnerungen und Wissen. Das Unterbewusstsein wird angeregt, arbeitet automatisch und versteht am Ende. Und das alles passiert in wahnsinniger Geschwindigkeit. Eine definierte Bewegung kann sich genauso ikonenhaft in das Gedächtnis des Betrachters brennen, wie eine gute Grafik.

Mitte dieses Jahres startete NETFLIX ein neues Design und stellt nun ein Paradebeispiel guten Motion Designs dar. In einem klugen System überlagern sich drei bis vier Karten, die zur Seite oder von Außen nach Innen geschoben werden. Die Bewegung ist dabei zeitlich versetzt und dynamisch. Dieses Design will uns einerseits die schiere Größe des Serien- und Filmkatalogs von NETFLIX vermitteln, andererseits wird das Verhalten des Users und seiner Möglichkeit sich durch diesen Katalog gemütlich auf dem Sofa zu blättern treffend übersetzt. Dieses Design funktioniert nicht nur in der Bewegung, sondern auch in der Printversion und bildet somit eine tolle Symbiose.

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Hier geht’s zu einem detaillierten Review von Armin Vit auf BRAND NEW.

Mein absolutes Highlight in Sachen Corporate Motion dieses Jahr sind die vier DOTS von Google. Die In-House Designer haben es geschafft vier kleinen Punkten eine Seele einzuhauchen. Die Dots werden zu stetigen Begleitern und vermitteln uns durch koordinierte Tänze für uns wichtige Informationen. Sie transformieren sich zu einem Loader, sie reihen sich auf, schwingen und hören uns zu oder schütteln sich enttäuscht, wenn wir missverstanden wurden oder ein Fehler aufgetreten ist. „We’d never had to figure out how a logo listens to you before, or how it let’s you know it understood what you’re asking for.“, beschreibt Jonathan Jarvis, Creative-Director bei Google und maßgeblich für das Design verantwortlich, den Gestaltungs-Prozess. Das Zitat stammt aus einem Interview, das Jarvis mit Justin Cone von Motiongrapher geführt hat. Zum ganzen Interview gehts hier lang.

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Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Motion Branding in Zeiten immer besserer Bildschirme und schnellerer Prozessoren großes Potenzial für Unternehmen bietet, sich auf dem Markt zu positionieren und mit Kunden zu kommunizieren. Das ist eine Chance, die nicht verpasst werden sollte. Die Welt bewegt sich und so sollte es auch das Design.