„Niemand interessiert sich mehr für Geschichte. Die junge Generation ist besonders schlecht informiert. Der Nationalsozialismus hängt allen zum Halse heraus.“

Wir alle kennen diese Aussagen oder, was vielleicht noch schwerer wiegt, dieses Gefühl – denn als Gefühl beruhen diese nicht auf Tatsachen, sondern auf rein subjektiver Wahrnehmung.

Die MEMO-Jugendstudie der Stiftung EVZ (Erinnerung, Verantwortung und Zukunft) bringt hier Licht ins Dunkel, und das ist gut so: Denn in Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall. MEMO steht für Multidimensionaler Erinnerungsmonitor – von der letzten Ausgabe hatten wir schon erzählt. Und als solcher präsentiert er Ergebnisse von großangelegten, in ihrem Umfang und ihrer Aussagekraft einzigartigen Feldstudien.

MEMO räumt mit eindimensionalen Stereotypen auf und präsentiert Antworten auf Fragen, die viele nur noch rhetorisch stellen:

Interessieren sich junge Menschen überhaupt noch für den Nationalsozialismus?

Das überraschende Ergebnis: Mehr, als Du denkst!

Inhalt

Kampagnenfilm zur Erinnerungskultur in Deutschland 2023

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Die Ergebnisse der Memo-Studie 2023 zeigen, dass sich Jugendliche nach eigener Einschätzung deutlich mehr für den Nationalsozialismus interessieren als die Allgemeinbevölkerung: Eine geradezu unerhörte Erkenntnis in einem Land, dessen Bewohner man landläufig gerne als “Bewältigungsweltmeister” bezeichnet. Nichts könnte weiter von der Wirklichkeit entfernt sein: Jugendliche meinen, dass ihre Eltern sich zu wenig mit der NS-Vergangenheit auseinandergesetzt haben. Von der viel befürchteten “Schlussstrichmentalität” kann nicht die Rede sein.

Ähnlich sieht es z.B. mit dem Interesse für Gedenkstätten aus: Jugendliche wollen die Orte sehen, an denen die NS-Verbrechen geschehen sind: Es ist ihnen wichtig, eine Verbindung herzustellen, die sich über das Berühren eines Güterwagens, eines Ofens und eines gusseisernen Tores eben besser hervorrufen lässt als durch trockene Lektüre. Jugendliche wollen Geschichte erleben.

Erstaunlich ist auch das Fazit, das die Studie zieht: Wer sich mehr mit Geschichte befasst, ist auch mehr am aktuellen Zeitgeschehen interessiert. Der Blick zurück stimuliert. Geschichte ist nutzlos? Von wegen! Erschreckend ist allerdings die Erkenntnis, dass sich ein Großteil der befragten Jugendlichen von der Politik wenig bis gar nicht vertreten fühlt. Der Blick zurück stimuliert anscheinend nicht nur, sondern schärft die kritische Schau auf das Hier und Jetzt. Einen tieferen Einblick in die Studie bekommt ihr hier in dem Video-Interview mit Dr. Andrea Despot, der Vorstandsvorsitzenden bei der Stiftung EVZ.

Neunzig Jahre und zwei Minuten – der Kampagnenfilm

In unserem Kampagnenfilm haben wir versucht, diese und andere Keylearnings in einem kurzweiligen Zweiminüter unterzubringen. Wir wussten, dass wir hier und da historisches Fotomaterial einbinden müssen und haben uns daher für einen Collagenstil entschieden. Dieser hat es uns erlaubt, Originalmaterial – leicht verfremdet – einfach in die Animation aufzunehmen, ohne dieses Material “nachillustrieren” zu müssen, was bei derart empfindlichen historischen Themen ohnehin problematisch sein kann. Zu Beginn erscheint ein Zeitstrahl als verbindendes, dynamisches Element: die Vergangenheit wird nicht nur mit der Gegenwart in Verbindung gebracht – sie hat eine entscheidende Bedeutung dafür, wie Jugendliche die Gegenwart wahrnehmen und, gegebenenfalls, sogar die Zukunft gestalten wollen. Die Beschäftigung mit Geschichte geschieht nicht um ihrer selbst willen. Und deshalb zieht sich diese dynamische Bewegung durch die gesamte Animation, denn der Blick zurück ist, so belegt die MEMO-Jugendstudie, auch der Blick nach vorn.

Aus dem Film hat unser Designteam Infografiken und Aushänge entwickelt, die EVZ am 21.02.2023 der Fachpresse präsentiert hat. Dazu kam außerdem ein Paket aus Social-Media-Templates.

Der Blick zurück ist der Blick nach vorn 2
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Posterserie für die Pressekonferenz im Anne Frank Zentrum

Die MEMO-Studie im Social Media

Presskonferenz

Die Pressekonferenz fand am 21. Februar im Anne Frank Zentrum statt. Vor Ort waren Dr. Andrea Despot (Vorstandsvorsitzende, Stiftung EVZ), Dr. Verena Haug (Leiterin der Berliner Ausstellung, Anne Frank Zentrum, Berlin), Frida Kremser (Anne Frank Botschafterin, Mitarbeiterin im Freiwilligen Sozialen Jahr im Anne Frank Zentrum, Berlin), Veronika Nahm (Direktorin, Anne Frank Zentrum, Berlin), Prof. Dr. Jonas Rees (Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung, Universität Bielefeld)

Teamwork

Wir danken dem Team von EVZ für die sehr angenehme Zusammenarbeit, natürlich insbesondere unseren Ansprechpartnerinnen Corinna Jentzsch und Katrin Kowark.

Bei uns waren viele dabei … und es hat uns allen sehr viel Spaß gemacht!

Angela Schulz zur Wiesch – Designerin
Daniele Godor – Projektmanager
Erik Richert – Junior Motion Designer
Karolin Nusa – Art Director, Illustratorin
Kristina Lamers – Texterin
Leo Rey – Senior Motion Designer
Meng Chang – Creative Lead & Senior Motion Designer
Nikolaus Radeke – Tontechniker & Sounddesigner
Patrick Wolter – Senior Motion Designer
Ronja Peters – Sprecherin
Toby Mory – Teamlead Motion & Produzent