Ein aktuelles und besonders eindrucksvolles Beispiel für gutes Storytelling ist der Europawahl-Werbespot der Satirepartei „Die Partei“. Darin schaut man einem Jungen beim Ertrinken zu, danach wird die nüchterne Zeile eingeblendet „Ertrinken dauert so lange wie dieser Film“. „Die Partei“ wollte damit vor der Wahl auf das Flüchtlingssterben im Mittelmeer aufmerksam machen, für das sie die EU verantwortlich macht. Produziert hat sie den Spot nicht in erster Linie für sich selbst, sondern für die Nicht-Regierungsorganisation Sea Watch e.V. In der Original-Version findet sich daher gar kein Hinweis auf „Die Partei“. Weil das aber nicht den Regeln für Wahlwerbespots entsprach, musste der Film geändert werden. Das bescherte natürlich zusätzliche Aufmerksamkeit, soll aber nicht so kalkuliert gewesen sein.

So erscheint nun am Schluss der Aufruf „Wählen Sie Die Partei. Denn sie gibt den wichtigen Themen Aufmerksamkeit“. „Die Partei“ tritt somit als Enabler auf, der eigentliche Held ist Sea Watch. Spitzenkandidat Nico Semsrott begründet das gegenüber der Süddeutschen Zeitung mit den Worten, man habe für eine Organisation werben wollen, „die sich mit dem Thema auskennt“. Der Mut zur Bescheidenheit ist ein Merkmal von gutem Storytelling, das haben wir bereits im ersten Teil dieser Serie gezeigt. Denn erst wenn man sich andere Wahlwerbespots ansieht, erkennt man, dass die meisten Parteien sich selbst und ihre Inhalte in den Vordergrund stellen. Wirkungsvoll wird der Spot auch dadurch, dass er sich auf eine Geschichte konzentriert und nicht versucht, ein komplettes Wahlprogramm oder alle Fakten abzubilden. Das zweite Geheimnis guten Storytellings ist also die Reduktion!

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